Als Schiedsrichter Felix Zwayer die Partie um 21.59 Uhr abpfiff, da richteten sich trotzdem alle Augen auf Jupp Heynckes. Denn es war die letzte Partie für den Erfolgstrainer. Der letzte Abpfiff, die letzte Niederlage, ausgerechnet gegen seinen Nachfolger Niko Kovac.
Heynckes feierte am 5. September 1979 seinen ersten Sieg als Trainer – jetzt muss er mit dieser Niederlage von der Fußballbühne abtreten. Nach dem unglücklichen Aus in der Champions League gegen Real Madrid der zweite Rückschlag in kurzer Zeit für den Rekordmeister. Damit bleibt es für die Münchner in dieser Saison bei der Meisterschaft. Dies alles nach einer Saison, die so schleppend begann unter Carlo Ancelotti. Dann kam Heynckes, dann kam der Erfolg zurück an die Säbener Straße. Trotzdem reichte es nicht zum Triple, auch das zwölfte Double verpasste der FC Bayern.
Dafür gab es den Triumphzug für Kovac, der seine erfolgreiche Zeit in Frankfurt krönen konnte und ruhigen Gewissens am 1. Juli bei den Bayern anfangen kann. Dabei pfiffen die eigenen Fans den Trainer noch vor dem Spiel aus – die Umstände des Wechsels haben sie ihm noch nicht verziehen. Vielleicht jetzt: Im zweiten Streich haben sich die Hessen den Pokal gesichert. Vor einem Jahr waren sie schon in Berlin – damals gab es die 1:2-Finalniederlage gegen Borussia Dortmund, nun die Sensation gegen die Bayern. Für die Frankfurter war es erst der zweite Erfolg gegen die Münchner im DFB-Pokal. Nummer eins datiert aus dem Jahr 1974, damals endete die Begegnung 3:2.
Nun das 3:1 – dabei galt es vor dem Spiel als ausgemacht, dass es nur um den letzten großen Coup von Heynckes gehen kann. Dazu das Comeback von Manuel Neuer im Kader der Bayern. Auch er wurde zur Randnotiz. Doch die größte Geschichte schrieb Kovac mit seiner Mannschaft. Die ersten Knalleffekte setzten die Hessen schon vor dem Anpfiff – in Form der eigenen Anhänger. Zum einen durch gezündete Böller, zum anderen durch zwei Plakate, die gegen den DFB-Präsidenten Reinhard Grindel (Grindel, dein Alptraum wird wahr – wir sind im Finale Jahr für Jahr) und Jupp Heynckes (Heynckes lebt – Stand jetzt) gerichtet waren. Dann ging es auf dem Feld los. Zunächst mit den Bayern. Nach einem Traumpass von James konnte Joshua Kimmich den Ball in bester Position nicht richtig verarbeiten (6.). Es folgte der Lattenfreistoß von Robert Lewandowski (8.). Das Spiel schien den erwarteten Lauf zu nehmen. Doch dann der Fehler von James – Kevin-Prince Boateng schaltete blitzschnell und schickte Ante Rebic steil, der zum 1:0 vollendete (12.).
Die Antwort der Bayern? Wütende Angriffe und große Chancen, die Thomas Müller (17.), Kimmich (24.) und wieder Lewandowski (25.) vergaben. So ging es mit dem 1:0 für die Eintracht in die Pause. Die dauerte länger als sonst. Denn Chaoten in beiden Fankurven setzten massiv Pyrotechnik ein. Dann ging es weiter – und wie. Denn nach dem Wechsel nutzen die Bayern die erste Chance zum Ausgleich. Traumpass von Niklas Süle auf Kimmich, der bediente Lewandowski – 1:1. Die Reaktion vereinzelter Bayern-Fans – wieder Pyro. Im Anschluss entwickelte sich ein packender Fight – Chancen auf beiden Seiten.
Die größte Möglichkeit hatte wieder Lewandowski, doch sein Abschluss strich ganz knapp am langen Pfosten vorbei (76.). Es folgte das dritte Pyro-Vergehen der Bayern. Dann wurde es dramatisch: Nach einem Konter erzielte Rebic in der 82. Minute das 2:1 für die Eintracht. Die Frankfurter Fans flippten aus – mussten aber mit dem Jubel noch warten. Erst nach dem Videobeweis, der zum ersten Mal in einem Pokalfinale eingesetzt wurde, entschied Schiedsrichter Zwayer den Treffer zu geben. Von dem Schock erholte sich der FC Bayern nicht mehr – im Gegenteil. In der 95. Minute erzielte Mijat Gacinovic nach einem Konter das 3:1. Heynckes war zum Abschluss seiner Karriere geschlagen – in Frankfurt konnte die größte Party des Jahres beginnen.